World of Darkness RPG

"Sicher."

"Dann muss ich mich schon mal um eine Sache weniger kümmern."

"Was meinst du?"

"Das du dir schon bald keine Sorgen mehr darum machen musst, was mir als nächstes Dummes passiert." sie zog die Knie an und schlang die Arme um die Beine.

"Du bist Sabbatbluthunden entkommen und du hast dich alleine einer Gruppe Jägern gestellt und bist lebendig rausgekommen. Du bist sehr wohl fähig mit Gefahr fertigzuwerden. Ich glaube nicht, dass dir etwas passieren kann, wo du nicht rauskommst."

"Ich werde es morgen bei Sonnenaufgang beenden Beckett. Ich werde das letzte mal die Wärme der Sonnenstrahlen auf meiner kalten Haut spüren."

"Du willst sterben? Ganz sicher?"

"Ich wollte es schon viel früher tun, aber ich wollte vorher noch die Antwort auf meine Frage. Ich hatte gehofft, es würde die sein, die ich ersehnte. Aber jetzt gibt es nichts mehr, für das es sich lohnt dieses schändliche Leben zu leben."

"Verstehe. Und du bist dir ganz sicher?"

"Sieh mich doch an. Ich bin anders als die anderen Vampire. Bei mir wird was schief gelaufen sein. Ich bin sowas wie eine Missgeburt. Ich müsste schon längst tot sein. Ich bin nichts wert. Weder in meinen Augen noch in den Augen von irgendjemand anderes. Außer in den Augen von Jasper, aber ihm gehts ja doch nur um mein Blut."

Er schüttelte den Kopf. "Nein. Anders, ja, aber eine Missgeburt auf keinen Fall. Es stimmt, du bist menschlicher, aber das macht dich nicht schwächer oder schlechter, im Gegenteil. Wenn es mehr Vampire wie dich gebe... wahrscheinlich bräuchten wir die Maskerade garnicht mehr." ER lächelte sie aufmunternd an. "Sei stolz auf deinen Glauben und auf deine Einstellung. Es ist das einzige, was dir der Fluch noch nicht genommen hat." Er merkte garnicht, dass er jetzt vom Vampirismus als Fluch redete und nicht wie sonst von einer Krankheit oder einem Symptom, wie er es gewohnt war. Anscheinend hatte sie ihn zumindest etwas in ihrem Glauben angesteckt.

"Mein Glauben rettet meine Seele nicht. Er ist nutzlos. Ich wünschte die Verwandlung hätte mir das alles genommen. Dann wäre mir alles von Anfang an leichter gefallen."

"Gott vergibt doch, wenn man Reue zeigt, oder? Ich glaube wenn du im Jenseits wirklich vor einen Richter treten wirst, wird er dich trotzdem in den Himmel lassen. Verdient hast du es in meinen Augen."
Die kalten, dunkelroten Augen, die sie über das Zimmer hinweg anstarrten flackerten kurz. "Und für den Fall, dass es nicht so ist... wäre es nicht viel besser, weiter zu versuchen, etwas bei den anderen Vampiren zu bewegen, dass sie deine Ansichten annehmen, anstatt den Rest der Ewigkeit der vor dir liegt einfach wegzuwerfen?"

"Welcher Vampir würde je auch nur versuchen diese Ansichten zu verstehen? Du respektierst sie, ja. Und das auch nur, weil du nicht mit mir diskutieren willst. Aber das ist alles. Und weil du damals um meine Hand angehalten hast, siehst du es jetzt als deine Pflicht auf mich aufzupassen." eigentlich wollte sie ihm an den Kopf werfen, dass er der Schuldige war. Wenn er nicht gewesen wäre, wäre sie jetzt nicht das. Aber sie ließ es. Sie konnte ihm sowas nicht an den Kopf werfen. Nicht ihm.

"Dann... wenn du das glaubst, dann stell dich dem Sonnenaufgang. Wirf deine Unsterblichkeit und dein Leben einfach in den Wind. Aber wenn du es tust, denk daran: Du hättest etwas ändern können. In diesen Nächten sind seltsamere Dinge unter den Kainskindern passiert. Todfeinde wurden zu Blutsbrüdern, Illusionen wurden Wahrheit und umgekehrt..." ER überlegte, was er sagen sollte. "Wenn du an Gott glaubst, glaubst du auch an Kain, richtig?"

"An den Sohn von Adam und Eva, der seinen Bruder Abel erschlagen hat? Natürlich."

"Ja, und an den ersten Vampir. Weißt du wie gläubige Kainskinder das Ende unserer Nächte nennen? Sie nennen es Gehenna. Nach der allerersten Stadt, die Kain gegründet hat. DAs Buch Nod erzählt davon, dass dort Kainskinder und Adamskinder gleichberechtigt gelebt haben, ohne Furcht oder Hass zwischen ihnen. Es gibt immernoch Vampire auf der Welt, die eine solche Welt als ihr Ziel sehen. Sie sind wenige, aber es gibt sie. Du solltest sie suchen."

"Ich dachte du glaubst nicht an Gott? Wie kannst du da an Kain glauben?"

"Ich glaube nicht daran, aber es ändert nichts daran, dass es welche gibt, die ein echtes Gehenna aufbauen wollen. Ich kann sie für dich suchen und dich zu ihnen bringen wenn du willst. Vielleciht findest du dort echte Gleichgesinnte."

"Jetzt mache ich dir schon wieder nur Arbeit..."

"Ja, aber Arbeit für einen guten Zweck. Und ich mach sie gerne."

"Aus welchem Grund solltest du sowas gerne machen? Ich bringe dich doch die ganze Zeit nur in Schwierigkeiten. Vielleicht hätte ich dir nie nachreisen sollen und mein Leben still und leise bei LaCroix zu Ende bringen sollen."

"Wenn du nicht willst, dass irgendjemand etwas für dich tut, dann verschwinde wieder in die Wildnis. Aber sterben lass ich dich nicht."

Sie drehte sich langsam zu ihm um. "Aber wieso nicht?"

"Darum. Und jetzt gib Ruhe und verschwinde."